Fruchtbarkeitserhalt bei Krebstherapie
Wer als junge Frau oder als junger Mann auf einmal die Diagnose Krebs erhält, steht plötzlich vor einer Menge Fragen. Wie geht es weiter? Wie stehen die Chancen auf Heilung? Kann ich überhaupt noch eine Familie gründen? Wir haben gute Nachrichten: Es gibt Möglichkeiten, die Ihre Chancen für die Erfüllung Ihres Kinderwunsches auch nach einer Krebstherapie deutlich verbessern.
Gemäss Zahlen der Krebsliga Schweiz erkranken hierzulande jedes Jahr 45'000 Menschen neu an Krebs. Krebs trifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch junge: So erhalten in der Schweiz jedes Jahr über 1'000 Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren die Diagnose Krebs. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl an Neuerkrankungen stetig an.
Krebstherapie und Fruchtbarkeit
Die möglichen Auswirkungen einer Krebstherapie auf die Fruchtbarkeit
Beim Mann
Beim Mann
Eine Therapie gegen Krebs kann sich je nach Zusammensetzung und Intensität auf die Fruchtbarkeit auswirken.
Bei einer Chemotherapie handelt es sich um eine aggressive Therapie mit dem Ziel, schnellwachsende (Krebs-)zellen zu schädigen. Unter anderem können dabei auch Spermien und andere sensible Zellen geschädigt werden, die für die Fortpflanzung eine wichtige Rolle spielen.
Ist bei Ihnen eine Chemotherapie geplant, sollte dieses Risiko vorgängig besprochen werden. Ihr behandelnder Arzt, bzw. Ihre behandelnde Ärztin wird mit Ihnen über die Möglichkeit eines Fertilitätserhalts (Erhalt der Fruchtbarkeit) sprechen, damit Sie sich um die Familienplanung keine Sorgen machen müssen.
Bei der Frau
Bei der Frau
Auch bei der Frau kann die Krebstherapie einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Da bei einer Chemotherapie schnellwachsende (Krebs-)zellen abgetötet werden sollen, können mitunter auch Eizellen als sehr sensible Zellen angegriffen werden und es kann zu einer vorzeitigen Menopause kommen.
Das Ausmass der Schädigung von Eizellen hängt vom Alter der Frau und von der Zusammensetzung und Intensität der Therapie ab. Es ist also wichtig, bei nicht abgeschlossener Familienplanung über mögliche Risiken betreffend Kinderwunsch zu sprechen. Wenn im Rahmen der Krebstherapie eine Bestrahlung nötig ist, sind in Sachen Fruchtbarkeit die Intensität der Bestrahlung und die Lokalisation entscheidend.
Bei hochdosierten Strahlentherapien ist allenfalls gänzlich von einer nachfolgenden Schwangerschaft abzuraten.
Sie wünschen Information und Unterstützung?
Fruchtbarkeit erhalten mittels Medical Freezing
Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, wie man die Fertilität, also die Fruchtbarkeit von Mann und Frau, erhalten kann. Das Grundprinzip ist immer das Gleiche: Man entnimmt dem Körper vor der Krebstherapie gesunde Zellen, die für einen späteren Zeitpunkt eingefroren werden. Dieses Prinzip nennt sich in der Fachsprache Medical Freezing oder Kryokonservierung.
Medical Freezing beim Mann
Beim Mann ist ein Fruchtbarkeitserhalt durch die Konservierung von Spermien vor dem Start einer Chemotherapie möglich. Bei manchen Männern befinden sich jedoch keine Spermien im Ejakulat: Dann kann eine Spermienentnahme aus dem Hoden in Betracht gezogen werden. Etwa sechs Monate nach Abschluss der Krebstherapie wird mittels eines Spermiogramms die Situation überprüft. Wenn das Spermiogramm gut aussieht, kann das eingefrorene Depot vernichtet werden – ansonsten wird es weitergeführt.
Möglichkeiten bei der Frau
Bei der Frau gibt es drei verschiedene Wege, gesunde Zellen vor einer anstehenden Krebstherapie zu konservieren:
- Eizellentnahme nach einer hormonellen Stimulation
- Entnahme eines halben Eierstocks
- Downregulation der Hormone mithilfe von Medikamenten
Die drei Methoden zum Fertilitätserhalt bei der Frau erklären wir Ihnen in einem persönlichen Gespräch gerne genauer. Welche Methode schlussendlich genutzt wird, ist abhängig von der Dringlichkeit der onkologischen Therapie und der Art der Tumorerkrankung.
Erfolgschancen
Wie sehen danach die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft aus?
Beim Mann
Beim Mann
Ist eine Krebstherapie erstmal überstanden, kann das Thema Kinderwunsch endlich wieder in den Vordergrund rücken. Wie gut die Chancen auf eine Schwangerschaft stehen, ist abhängig von der Spermienqualität zum Zeitpunkt des Einfrierens.
Bei sehr guter Qualität der konservierten Spermien kann eine Insemination die passende Anschlussbehandlung sein. Ist die Beweglichkeit der konservierten Spermien eingeschränkt, bietet eine künstliche Befruchtung die besten Chancen.
Bei der Frau
Bei der Frau
Nach einer erfolgreichen Krebstherapie bei der Frau hängen die Chancen auf eine Schwangerschaft stark von einem Faktor ab: dem Alter der Frau bei der Entnahme der Eizellen oder des Eierstockgewebes, welches idealerweise vor einem Alter von 35 entnommen wird.
Als Beispiel: Bei einer 30-34-jährigen Frau besteht nach Einfrieren von 20 Eizellen eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass sie mit diesem Depot ein Kind bekommen kann.
Mögliche Risiken bei der Kryokonservierung von Spermien oder Eizellen
Wie bei den meisten medizinischen Behandlungen oder Eingriffen gibt es auch bei dem Fertilitätserhalt mittels Kryokonservierung Risiken. Ist bei der Frau beispielsweise eine hormonelle Stimulation notwendig, könnte es zu einem Überstimulationssyndrom kommen. Nach einer Eizellentnahme können zudem Nachblutungen auftreten.
Über die Risiken einer Narkose bei einem operativen Eingriff (Bauchspiegelung, Spermienentnahme aus dem Hoden) werden Sie natürlich zu gegebener Zeit aufgeklärt. Zu guter Letzt besteht auch immer das Risiko, dass die Massnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit nicht das gewünschte Ergebnis erzielen und es danach nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Auch wenn wir gerne jeden einzelnen Kinderwunsch erfüllen würden, können wir nie eine Erfolgsgarantie geben.
Häufige Fragen
Wie kann ich als Frau nach einer Krebstherapie Kinder bekommen?
Wie kann ich als Frau nach einer Krebstherapie Kinder bekommen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie als Frau nach einer Krebstherapie schwanger werden können.
- Ist die Funktion Ihrer Eierstöcke noch intakt, sollte zuerst eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg angestrebt werden.
- Wenn es aufgrund der Krebstherapie zu einer vorzeitigen Menopause kommt, ist eine künstliche Befruchtung im Rahmen einer ICSI die sinnvollste Methode.
- Wenn anstelle von Eizellen Eierstockgewebe eingefroren wurde, wird dieses eingesetzt, damit eine natürliche Schwangerschaft ermöglicht wird. Klappt dies nicht, kann ebenfalls eine künstliche Befruchtung helfen.